Warum ich Bluesky, Threads und Twitter den Rücken kehre

Meine Social Media Reise begann bei ICQ, Skype und klassischen Internet-Foren und führte dann über Kurzbesuche bei StudiVZ und myspace zu Twitter, Facebook und Instagram. Viele Jahre lang war ich ein großer Fan von Facebook und Twitter, aber spätestens gegen Ende der 2010er Jahre entfremdeten sich beide Plattformen immer mehr und spätestens seit der Pandemie änderte und reduzierte ich die Nutzung drastisch. Ganz von Facebook verabschieden kann ich mich aber nicht, weil die Plattform nach wie vor wichtig zum Netzwerken und Informieren bezüglich Musiker- und Medientätigkeiten ist. Außerdem ist die Integration zwischen Facebook und Instagram ziemlich praktisch.

Micro-Blogging

Hier soll es jedoch in erster Linie um Micro-Blogging Plattformen gehen. Ich war seit 2008 ein großer Fan von Twitter, auch wenn  es kaum jemand aus meinem Bekanntenkreis aktiv genutzt hat. Sich kurz und bündig in 140 Zeichen mit der ganzen Welt in Echtzeit austauschen zu können, war genau meins. Auch wenn der Austausch die meiste Zeit über dann doch recht einseitig war. Tja, und dann kaufte Elon Musk Twitter und der Rest ist Geschichte. Die Plattform war zwar schon vor dem Kauf in vielerlei Hinsicht problematisch, aber ich wollte einfach nicht mehr in Echtzeit dabei zuschauen, wie Elon Twitter kaputt macht und sich mehr und mehr radikalisiert. Also habe ich dem blauen Vogel den Rücken gekehrt und mein Heil im Fediverse gesucht.

Ich hatte das Glück, auf Anhieb einen tollen Mastodon Server zu finden und fühlte mich im Open Source Land gleich sehr wohl. Aber irgendwie war es nicht das Gleiche wie „damals“ auf Twitter. Ich vermisste viele Accounts, die ich von „drüben“ kannte und hatte immer wieder das Gefühl, etwas zu verpassen. Als ich dann endlich Zugang zu den Konkurrenzprodukten Bluesky und Threads erhielt, war die Hoffnung groß, dass alles wieder wie „früher“ werden könnte. Was für eine Fehleinschätzung.

Mitten drin, aber nicht dabei

Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass sich während meinem Exil auf Mastodon mein Social Media Verhalten verändert hatte. Wahrscheinlich begann der Prozess schon viel früher, aber erst als ich mit dem algorithmischen Feed von Threads konfrontiert war, realisierte ich, dass  ich eigentlich gar keine Lust mehr auf das ganze Spektakel habe. Den ganzen Tag mitzuverfolgen, was die Leute so von sich geben und sich vielleicht sogar noch einzumischen, hat für mich anscheinend seinen Reiz verloren. Ich stellte mir also endlich die Frage, was eigentlich mein Antrieb und meine Hoffnungen waren, auf Twitter & Co. aktiv zu sein. Ich fand zwei Antworten:

Zum einen wollte ich am Zahn der Zeit und hautnah dabei sein, wenn Berühmtheiten und Koryphäen ihre Updates und Meinungen veröffentlichten. Keine Plattform war dafür besser geeignet als Twitter. Zum anderen trieb mich auch die Hoffnung und Aussicht an, „dazu zu gehören“. Der Fame war immer nur einen Tweet entfernt. Zumindest gefühlt.

Seit meinen Anfängen auf Twitter, das inzwischen X heißt, sind nun 15 Jahre vergangen und der Fame ist nicht eingetreten. Wenn ich meine neuesten Medienproduktionen auf X, Bluesky, Threads, Facebook und Insta poste, dann finden diese im Jahr 2024 genau so wenig Beachtung wie 2008. Ich wollte es lange nicht wahr haben, aber ich habe mir nun endlich eingestanden, dass ich einfach zu unbedeutend für Twitter/X und Co bin. Die paar Leute, die Interesse an meinen Medienproduktionen haben, erreiche ich auch ohne dass ich Updates auf einem halben dutzend Plattformen copy-paste-veröffentliche.

Zeitfresser

Aktiv auf Social Media Diensten zu sein erfordert außerdem eine Menge Zeit. Will man erfolgreich sein, muss man eigentlich rund um die Uhr am Diskurs teilnehmen und mit anderen Usern in einer Weise interagieren, so dass man ihnen in (hoffentlich guter) Erinnerung bleibt. Einfach nur ein, zwei mal alle paar Tage ein Statusupdate posten bringt einen nicht weiter. Außer, man hat bereits den Status eines Celebrities inne, dann geht vieles leichter und schneller. Ich habe es in den letzten 15 Jahren aber weder zur Internetberühmtheit geschafft, noch möchte ich den ganzen Tag auf Social Media verbringen. Es ist also an der Zeit, etwas zu ändern.

Konsequenzen

Ich habe mich dazu entschlossen, auf den Algorithmus-befeuerten Pseudo-Diskurs zu pfeiffen und Twitter, Bluesky und Threads ab sofort nicht mehr aktiv zu nutzen. Ich werde zum Micro-Bloggen ab sofort nur noch Mastodon verwenden und die anderen Plattformen nur noch gelegentlich besuchen. Wenn also jemand neugierig darauf ist, was der humaldo denn so treibt, dann ist ein Besuch auf meinem Blog und ein Blick in meine Mastodon Timeline die allererste Wahl.

Abseits vom Micro-Blogging bin ich aber ohnehin noch auf weiteren Plattformen anzutreffen. Facebook kann ich aus Gründen nicht aufgeben und werde auch dort weiterhin Updates veröffentlichen. Am liebsten kommuniziere ich derzeit aber via Instagram-Stories, die auch automatisch auf Facebook angezeigt werden. Ich mag es einfach, schnell Memes, Witze, Bilder und Videos zu posten, die nach 24 Stunden wieder verschwunden sind. Und für alle, die aus guten Gründen keine Plattformen benutzen, die Mark Zuckerberg gehören, denen aber Mastodon zu nerdig ist, bin ich auch noch auf Discord. Das wäre zumindest theoretisch eigentlich der perfekte Ort, wo sich alle Plattform-unabhängig treffen und austauschen können.

Conclusio (Too long, didn’t read)

In meiner Position als kleiner Hobby-Medienmacher mit überschaubarem Publikum ist es völlig überdimensioniert, wenn ich meine Updates auf zig Plattformen rausposaune und dabei versuche, wie „die Großen“ zu agieren. Ich werde meine Micro-Blogging Aktivitäten zurückfahren und nur noch Mastodon halbwegs regelmäßig bespielen, aber mich nicht mehr aktiv am Diskurs beteiligen. Ich fokussiere mich hingegen auf Instagram, Discord sowie Facebook. Wer von all diesen Plattformen gar nichts wissen will, jedoch an meinen medialen und öffentlichen Tätigkeiten interessiert ist, schaut am besten hier auf meinem Blog vorbei und/oder abonniert meinen kostenlosen Newsletter, wo ich einmal im Monat kurz und bündig ein Update per Email verschicke.

Vielen Dank wie immer für Euer Interesse!

Euer humaldo

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