Mein Senf zu aktueller 3DS Kritik.
Also ich mag meinen neuen 3DS, sonst wäre es ja auch kaum zu erklären, dass mich das Thema so beschäftigt und sogar dazu bringt, diesen Artikel zu verfassen. Grund dafür sind einfach verschiedene, vermeintliche Kritikpunkte des Geräts, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann bzw. ungerechtfertig finde. Klar, jeder hat das Recht auf seine Meinung und das ist auch gut so. Ich möchte den 3DS auch nicht mit aller Gewalt verteidigen und schönreden, aber es gibt da ein paar Punkte, die ich als Freund des Geräts einfach nicht unausgesprochen lassen kann.
Teilweise wurden folgende Punkte schon im aktuellen humeCAST #10 besprochen, der jedem empfohlen sei, der ausführlicher darüber berichtet haben möchte.
1. – „3D Effekt hat keinen Spielerischen Nutzen“
Durch die zweifelhafte „Innovationswut“ der Gaming Branche in den letzten Jahren erwartete man anscheinend vom 3D Effekt ebenfalls eine „spielerische Revolution“. Wie diese aber aussehen könnte hat bisher niemand näher erläutert. Trotzdem wird sie anscheinend gefordert, denn immer wieder lese ich in aktuellen Spieletests als Kritikpunkt, dass der 3D Effekt keinen spielerischen Nutzen bzw. Mehrwert bringen würde.
Ich hingegen sehe den 3D Effekt schlicht und einfach als Grafik Update, ähnlich wie bei allen Generationssprüngen der Vergangenheit. Nur dass die Verbesserung der Grafik diesmal in einer stereoskopischen 3D Wahrnehmung besteht, nicht in Verdoppelung der Auflösung, Prozessorleistung und Polygonzahlen. Die Sprünge von Play Station 1 zu Play Station 2 zu Play Station3, von Xbox zu Xbox 360 etc. waren immer nur Grafik Updates, spielerischen Mehrwert gabs kaum bis gar nicht. Man bedenke, dass sich der Play Station Controller seit der ersten PS kaum mehr geändert hat. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, dass sich damals jemand beschwert hätte, „dass die bessere Grafik eines Systems im Vergleich zum Vorgängersystem keinen spielerischen Mehrwert bringen würde“, schon gar nicht als Kritikpunkt in einem Spiele Review.
Und bezüglich der so genannten „Innovationen“ – sind wir uns mal ehrlich: Die als Heilsbringer gepriesenen Bewegungssteuerung funktioniert einfach nicht gut genug für ein befriedigendes Spielerlebnis. Die Wii Steuerung ist (zumindest ohne Motion Plus) außer zur Zeigersteuerung nicht zu gebrauchen. Play Station Move ist zwar theoretisch genauer, aber teuer in der Nachrüstung und es gibt kaum vernünftige Titel dafür. Außerdem nervt die Ungenauigkeit der Kamera und das ständige Nachjustieren selbiger. Kinect ist eine nette Idee, aber hoffnungslos unausgereift und für vernünftige, „große“ Spiele kaum zu gebrauchen. Und auf Touchscreen-only Geräten sind nur in Ausnahmefällen vollwertige Spiele im klassischen Sinn möglich, die Fingersteuerung ist einfach zu ungenau für den Großteil der Genres. Dazu aber später mehr.
2.1 – Der 3DS ist zu teuer.
Es ist verdammt schwer, den Preis eines Gerätes aufgrund verschiedener Kontexte zu beurteilen. Aus Handheld Sicht ist er gar nicht mal so teuer: DSi und DS Lite bewegen sich in der 140-170 Euro Region, ebenso wie die PSP. Ein neues Gerät am Markt ist immer teuer als die älteren Geräte, ein Preis von mindestens 200,- ist also nur logisch. Der Startpreis von 250,- scheint doch etwas hoch zu sein, ist aber nur eine Empfehlung, und so ist das Gerät bei Mediamarkt und Amazon um rund 230,- zu bekommen.
Der iPod Touch wird neuerdings zu den Spielkonsolen gezählt und liegt preislich in etwa beim 3DS. Vorteil des iPod Touch sind die günstigen Spiele, die zwischen 1,- und 5,- Euro kosten, und nicht 40,- Euro wie die vom 3DS. Dafür handelt es sich bei Spielen für iPod Touch und iPhone meistens (nicht immer!) nur um kleine, unaufwändige Spiele, die zwar kurzweilig und unterhaltsam sind, aber kaum mit aufwändigen Konsolen Spielen mithalten können, wie sie für den 3DS zweifellos (bzw. hoffentlich?) erscheinen werden.
Aus Sicht der stationären Konsolen scheint der 3DS schon teuer zu sein. Eine Wii ist günstiger, eine aktuelle Xbox 360 ist etwa zum gleichen Preis, die PS3 um etwas mehr Euronen zu erstehen. Das scheint ein Missverhältnis zu sein, steckt doch in den großen Konsolen viel mehr Technik drin. Aber es handelt sich hier um eine andere Produktkategorie, und da lassen sich die Preise schon nicht mehr direkt vergleichen.
Das wäre als würde man ein iPad mit einem Laptop vergleichen. Ein Laptop ist dem iPad Leistungs- und Möglichkeitentechnisch vielfach überlegen, trotzdem bewegen sich beide in einem ähnlichen Preisbereich. Vergleicht man beide Produktklassen, erscheint das iPad hoffnungslos überteuert, denn in einem Laptop steckt einfach mehr Leisung und man kann selbst mit einem Netbook mehr anstellen. Man muss das iPad aber innerhalb der Klasse der Tablet Computer betrachten, und dort ist es widerum sehr günstig. Keiner der Mitbewerber hat es bisher fertig gebracht, ein vergleichbares Gerät zu einem ähnlichen Preis anzubieten.
Oder mein Paradebeispiel: Mobiltelefone! Diese kosten neu in der Regel zwischen 400,- und 700,- Euro, ein Umstand von dem der Endnutzer wegen Subventionierungen der Mobilfunkanbieter und Ratenzahlungen über mehrere Jahre hinweg nur wenig mitbekommt. Ein iPhone 4 kostete bei Erscheinen beispielsweise über 700,- Euro! Das sind fast eine Xbox 3, eine PS3 und eine Wii zusammen. Es wäre Blödsinn, ein Mobiltelefon direkt mit einem gleich teuren, vollwertigen Laptop zu vergleichen, oder?
2.2 – Die Hardware kostet nur 70,- Euro -> Der 3DS Preis ist pure Geldgier!
Jedes Produkt am Markt kostet in der Herstellung viel weniger als um was es letztendlich verkauft wird. Das ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, denn es müssen verschiedenste Kosten gedeckt werden. In den geschätzten 70,- Euro Materialkosten sind vermutlich noch gar keine Herstellungskosten inkludiert, denn das Fertigen des Gerätes verursacht klarerweise ebenfalls Kosten. Bevor ein Produkt Marktreife erlagt hat es oft jahrelang Entwicklungskosten verursacht, die wieder gedeckt werden müssen. Außerdem muss jede Firma ihre laufenden Kosten decken, ihre Rechnungen und Mitarbeiter bezahlen und natürlich an neuen Produkten arbeiten. Dazu kommen noch nicht zu unterschätzende Marketing Ausgaben und natürlich Händlerspannen und Steuern. Ob die 140,- Differenz zwischen Hardwarekosten (70,-) und Netto-Verkaufspreis (ca 210,-) nun eher großzügig (Kritiker könnten hier „geldgierig“ einfügen) oder aus Nintendos Sicht schlicht und einfach überlebenswichtig sind, kann ich halt leider nicht feststellen.
Ist der 3DS nun zu teuer? Verglichen mit anderen Handhelds und meinetwegen stationären Konsolen, ein klein wenig, ja. Man muss aber auch bedenken, dass Nintendo im Gegensatz zu Sony und Microsoft keine anderen Produkte herstellt, und somit ausschließlich von den Einkünften von Wii, DS, 3DS und den Spielen abhängig ist. Von Sony und Microsoft weiß man, dass deren Spieleabteilungen erst seit kurzer Zeit Gewinne abwerfen bzw. keinen Verlust mehr machen und davor von den anderen Abteilungen zur Gänze mitfinanziert wurden. Für Apple sind Spiele sowieso nur eine angenehme Nebenerscheinung des App Stores, nicht mehr und nicht weniger, denn das große Geld wird auch hier anderswo gemacht. Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt:
3. – Die Spiele des 3DS sind zu teuer.
Apps aus Apples Appstore sind verdammt günstig, das war schon immer so. Als die ersten brauchbaren Spiele im Store auftauchten wurden diese verständlicher Weise an das gängige Preismodell angepasst. Nach und nach waren auch „größere“ Spiele erhältlich, die zwar etwas mehr kosten, aber im Vergleich zu den Preismodellen der „richtigen“ Spielekonsolen immer noch spottgünstig sind. Durch die hohe Verbreitung der iOS Geräte (iPhone, iPod Touch und iPad) begannen die Leute sich nun an diese niedrigen Preise zu gewöhnen, und es dauerte klarerweise nicht lange, bis nun auch für die klassischen Konsolen Spiele günstigere Preise gefordert wurden.
Aber man kann die beiden Preismodelle nicht miteinander vergleichen. Der App Store ist eine völlig andere Umgebung als der klassische Gaming Markt, und auch die Produkte lassen sich kaum vergleichen. Ein Angry Birds hat nunmal lange keine so hohen Produktionskosten als ein durchschnittliches Konsolenspiel, dafür hat ein Angry Birds auch weitaus weniger zu bieten. Klar, es beinhaltet unzählige Levels (inklusive Gratis Updates) und langen Spielspaß, ist aber verglichen mit einem „klassischen“ Spiel immer noch relativ simpel. Außerdem sind die klassischen Vertriebswege der Retail-Spiele vergleichsweise kostspielig, denn die Artikel müssen produziert, verschifft und Händlerspannen berücksichtigt werden. Die recht aufwändige Qualitätskontrolle von Nintendo/Konsolenherstellern ist sicher auch noch ein Konstenfaktor, den es in virutellen Appstores in dieser ausgeprägten Form nicht zu berücksichtigen gibt.
Bleiben wir gleich bei Angry Birds, welches ja als Paradebeispiel einer „neuen Generation der Videospiele“ gehandelt wird (Empfehlenswertes dazu findet sich HIER). Ja, Rovio, die Entwickler von Angry Birds, scheffeln im Moment Kohle ohne Ende, es brauchte aber über 50 Versuche, bis sich der Erfolg einstellte. Die Rechnung „Spiel im App Store veröffentlichen = Erfolg, Geld und Ruhm“ geht also nur in den allerwenigsten Fällen auf. Viel eher ist es so, dass der App Store zu (mindestens) 95% mit absolutem Schrott gefüllt ist. Apple ist dieser Umstand aber relativ egal, ihnen ist nur wichtig, dass Geld fließt, die Apps technisch funktionieren (nicht Abstürzen) und ihre (Steve Jobs) Richtlinien erfüllen. Apple geht es im Prinzip nur um eines: Die schiere Anzahl der verfügbaren Apps im Vergleich zum Mitbewerb. Je mehr, desto besser.
4. – Nintendo hasst Independent Entwickler.
Neulich sorgte Reggie Fils-Aimé, der Chef von Nintendo USA, für Aufregung, als er meinte, dass Nintendo keine „Garagen Entwickler“ wolle. Der Aufschrei war groß und sofort begannen die Leute, diese Aussage mißzuverstehen und verwechselten „Garagen Entwickler“ mit „Independent Entwickler“. Nintendo versucht im Gegensatz zu Apple eine Qualitäts Politik zu betreiben und schaut deshalb auf ein gewisses Mindestniveau der Produkte, um eine unüberschaubare Flut an schlechten Titel, wie sie eben im App Store zu finden sind, zu verhindern. Independent Entwickler sind hingegen sehr wohl willkommen, das steht außer Frage. Nintendo will nur nicht, dass jedermann mit Programmiergrundkenntnissen und einem neuen PC seine in 3 Tagen zusammengeschusterten Möchtegern-Spiele einreichen kann. Dazu gibt es den App Store oder meinetwegen den Android Market. Ich denke, dass der eine Entwickler unter wahrscheinlich 10.000, der im App Store und nicht auf dem 3DS wegen eines guten Spiels erfolgreich wird, ein verkraftbarer Verlust für Nintendo ist. Wer Nintendos Philosophie diesbezüglich etwas genauer verstehen will, der sollte mal „Videospiele Crash 1983“ googlen. Sie haben damals ihre Lektion gelernt.
5. – Die Hardware und das Design des 3DS sind schlecht.
Diesen Punkt kann ich persönlich einfach nicht nachvollziehen. Ich finde der 3DS ist um deutlich besser und wertiger verarbeitet als noch DS Lite und DSi. Zumindest das schwarze Modell, das Türkise konnte ich bisher noch nicht ausprobieren. Ich finde der verwendete Kunststoff ist hochwertig und wirkt absolut nicht so spielzeughaft wie vergangene DS Modelle. Klar, der 3DS ist gänzlich aus Plastik, und nicht aus polierten, rostfreien Stahl gefertigt. Wer aber vom iPhone 4 her von hochwertigem Metall und Glas verwöhnt ist, der sollte bedenken, dass dieses bei Erscheinen auch dreimal (!) soviel kostete wie ein 3DS.
Der in etwa gleich teure iPod Touch hat zwar die gleiche Hardwareleistung wie das iPhone 4, weist aber ein deutlich schlechteres Display auf und hat auch günstigere Komponenten verbaut. Da der iPod Touch aber in erster Linie ein zum MP3 Player degradiertes, abgespecktes iPhone ohne Telefonfunktion, und weniger eine Spielekonsole ist, kann man ihn auch hier mit einer reinen Spielkonsole wie den 3DS nicht direkt vergleichen, finde ich. Allein schon weil die Hardware Tasten fehlen.
Kritikpunkte, dass der obere Screen klapprig wirkt, und man ständig die Angst hat, er könnte abbrechen, kann ich ebenfalls nicht verstehen. Mein Modell klappt mit absolut angenehmen Widerstand auf, rastet fest ein, wackelt auch bei Schütteln des Gerätes kaum, und lässt sich ebenso zufriedenstellen wieder schließen.
Die einzigen Kritikpunkte die ich finden konnte sind die etwas lose erscheinenden Volume- und 3D Effekt Schieberegler. Sie sind zwar so fest, dass sie sich nicht bei Schütteln des Gerätes verstellen, wirken bei Bedienung aber doch etwas zu wackelig. Die neue Position des Stylus finde ich auch nicht optimal, da er auch mit Übung nur schwer zu erreichen ist. Ich denke, dass es sich hier um eine technische Notwendigkeit handelt, und dass er seitlich einfach keinen Platz hatte. Schade.
Mit der sonstigen Designkritik kann ich wenig anfangen. Der 3DS ist eine Weiterführung des bewährten DS Konzeptes, das war schon immer klar und ich wüsste nicht was man da anders bzw schlichter machen hätte können. Die ebenfalls kritisierten eingelassenen Start, Home und Select Tasten sind meiner Vermutung nach ein Versuch, das Gerät nicht zu überladen aussehen zu lassen. Würden diese 3 Tasten als gut sichtbare, einzelne Hardware Tasten vorliegen, bestünde durchaus die Gefahr einer Überfüllung, in der eingelassenen Form sind sie als Tasten jedoch gar nicht wahrzunehmen und lassen das Gerät simpler wirken.
6. – Die 3D Anzeige ist völlig unnötig.
Die ständig leuchtende 3D LED kann durchaus nervend sein, ist vom Standpunkt eines „ersten Gerätes seiner Art“ aber keineswegs unnötig. Sie zeigt zum einen an, ob im Moment 3D Inhalte darstellbar sind oder nicht – es könnte ja sein, dass man den 3D Regler runtergedreht hat, und eine im Moment verfügbare 3D Darstellung gar nicht mitbekommen würde. Ich denke aber dass diese LED hauptsächlich für die nicht so technik affinenen Mitmenschen gedacht ist, die das Gerät eher konsumieren als zelebrieren. Sie dient also einem schlichten Marketing Zweck: „Sieh her, ich bin ein Gerät das 3D kann! Und zwar JETZT auf der Stelle!“. Dieser Hinweis hat vor allem beim ersten 3D Gerät seiner Art durchaus eine Berechtigung, finde ich.
7. – Die Technik ist veraltet.
Stimmt. Gunpei Yokoi (R.I.P.) führte schon lange bevor Nintendo Videospiele machte die Philosophie ein, eher ältere und kostengünstigere Technik zu verwenden, solange sie für das beabsichtigte Spielerlebnis ausreichend ist. Als Technik-Nerd und Gadget-Junkie ist dieser Fakt halt unerfreulich, denn Nintendo Geräte werden technisch immer eine Generation hinten dran sein. Nintendo ist ein Unternehmen, das im Gegensatz zu beispielsweise Sony nicht Hardware-fokusiert, sondern Software-fokusiert denkt. Während Sony als traditioneller Gerätehersteller immer zuerst von Hardware ausgeht, und sich erst danach Gedanken über alles andere macht, denkt Nintendo genau umgekehrt. Nintendo baut in seine Geräte nichts ein, nur weil es im Moment zum Standard gehört, noch orientiert sich Nintendo an Benchmarks der Mitbewerber. Bei Nintendo wird als erstes das Ziel vorgegeben, was mit der neuen Hardware möglich sein muss, um ihre Spielideen so umsetzen zu können, dass das Spielerlebnis optimal ist. Erst wenn diese Ziele gesetzt sind, wird mit der Hardwareentwicklung begonnen. (Wer mehr dazu erfahren möchte, dem sei das Buch „Nintendo Magic“ sehr ans Herz zu legen).
Der 3DS hat kein Blue Tooth, einen veralteten WLAN Standard, kein GPS Modul, kein hochauflösendes Display und keinen ultraschnellen Prozessor. Wozu auch sich in Kosten stürtzen, die zur Zielerreichung gar nicht notwendig sind? Dass diese Strategie funktioniert hat Nintendo schon oft bewiesen: Der Game Boy war technisch hoffnungslos veraltet. Das SNES war dem Mega Drive technisch unterlegen. Die Wii war verglichen mit den anderen Next Gen Konsolen technisch gesehen nur ein Witz. Trotzdem konnte Nintendo immer der erfolgreichste Anbieter am Markt sein. Außer, wenn Nintendo versuchte beim technischen Wettrüsten mitzumachen, das ging immer in die Hose. So waren zwar der N64 und der GameCube ihren Mitbewerbern technisch überlegen, aber jeder weiß wie es um den Erfolg bestellt war.
Wie gesagt: Aus Nerd-Sicht stört es mich auch, dass Nintendo Produkte selten so modern sind wie die der Mitbewerb. Aber mal ehrlich: Für ein spielerisches Hochgefühl braucht es keine ultramoderne Technik, sondern einfach nur gute Spiele. Und die sind auch mit etwas älterer Technik möglich.
8. – Display Auflösung und Akku Laufzeit.
Ich war im Vorfeld selbst einer der größten Kritiker der Bildschirmauflösung vom 3DS. Spielte ich mit meinem DSi, dann störten mich die groben Pixel immer öfter, vor allem wenn ich mal kurz auf mein aktuelles Smartphone schaute, welches deutlich höher aufgelöst ist (und eben auch vier mal mehr kostet). Ich hatte Angst, dass die nur leicht erhöhte Auflösung des 3DS im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls zu gering sein würde, um meine erhöhten Ansprüche zu erfüllen. Doch zum Glück finde ich die Auflösung am 3DS deutlich besser als am DSi und sogar der PSP 3000, was sicher auch an der besseren Display Technologie und Beleuchtung liegt. Ich bin also zufrieden damit. Grad noch mal Glück gehabt! 🙂
Die Auflösung ist übrigens direkt mit einem der größten Kritikpunkte des 3DS verknüpft: Der Akku Laufzeit. Aktiviert man alle Features, hält der 3DS knappe 2,5 Stunden durch. Diese Dauer wird gern mit der schier ewigen Laufzeit eines DS Lite verglichen, was aber einfach nicht fair ist, denn die Komponenten des DS Lite sind durch die veraltete Bauweise extrem sparsam. Der 3DS hat einfach einen höheren Stromverbrauch als der DS Lite, bedingt durch den leistungsfähigeren Prozessor, die zusätzliche 3D Berechnung und die höhere Auflösung, verbaut in einem etwa gleich großen Gehäuse mit gleich viel Platz für den Akku. Man stelle sich nun vor, Nintendo hätte eine noch höhere Auflösung eingebaut und einen noch besseren Prozessor verbaut. Dann hätte man den 3DS vermutlich doppelt so dick für einen ausreichenden Akku machen müssen oder er würde noch weniger Laufzeit bieten. Ich bin übrigens schon sehr gespannt, wie lange der Akku der PSP 2 halten wird, und erinnere mich an Game Gear und Lynx Zeiten, wo man trotz einem halben Duzend Batterien nicht mal eine Stunde spielen konnte.
Randnotiz: Das iPad 2 hält übrigens trotz besserer Leistung genau wie der Vorgänger 10 Stunden, weil das Gerät zur Hälfte nur aus Akku besteht.
9. – DS Titel am 3DS haben Balken.
Diesen Punkt habe ich in letzter Zeit öfters gehört, kann ihn aber nicht ganz verstehen. Sind hier die seitlichen Balken gemeint? Ich denke ja, denn ich habe zahlreiche DS Titel am 3DS ausprobiert, und habe sonst keine Balken gesehen. Falls wirklich die seitlichen Balken gemeint sind, dann handelt es sich hier um ein technisches Mißverständnis und kann mit den Begriff „Aspect Ratio“ bzw „Bildseitenverhältnis“ aufgeklärt werden. Das originale Seitenverhältnis des oberen DS Screens ist in etwa 4:3, der 3DS Screen ist jedoch in 16:9. Würde man das 4:3 DS Bild nun auf 16:9 aufziehen, würde das Bild unnatürlich gestreckt werden, ein Effekt den man übrigens am Game Boy Advance SP ausprobieren kann, indem man ein originales Gameboy Spiel einlegt und die L oder R Taste drückt. Im Prinzip macht der 3DS nichts anderes, als jedes 16:9 TV Gerät, auf dem man 4:3 Inhalte abspielt: Es fügt seitlich schwarze Ränder hinzu. Mehr zum Thema findet man zB. HIER.
10. – Das Interface des 3DS ist mies.
Bei diesem Punkt muss ich teilweise zustimmen, finde aber dass er völlig überbewertet ist. Meine Vermutung ist, dass die Kritik hauptsächlich von Seiten der Apple Fraktion kommt, die seit jeher extremen Wert auf Stil, Funktion und Perfektion legt. Da sich mit der PSP beginnend moderne Spielkonsolen auch als Multimedia Geräte behaupten wollen, und das Interface des 3DS (wie auch schon das vom DSi) durchaus mit dem eines Smartphones vergleichen lässt, liegt es nur nahe, dass das auch getan wird.
Ich finde einen Vergleich auch hier eher unfair, denn ein iOS Interface brauchte viele Jahre um so ausgereift zu sein wie es jetzt ist. Außerdem ist die Bedienung eines Smartphones das wichtigste Element eines solchen und hat dort deutlich höhere Wichtigkeit als auf Spielekonsolen, welche ja bis vor kurzem auch gänzlich ohne Interface ausgekommen sind (Spiel rein -> Einschalten -> Spielen -> Ausschalten). Ich benutze den 3DS ein paar mal am Tag zum Spielen und Zeitvertreiben, und nicht wie ein Smartphone quasi rund um die Uhr und ständig griffbereit. Deshalb kann ich Schwächen im Design gern verzeihen. Sonst müsste ich an dieser Stelle auch über Sonys Cross Media Bar schimpfen…
11. – Freundescodes sind das allerletzte.
Das stimmt. Man muss hier aber auch wieder Nintendos Sicht einnehmen, und die ist in erster Linie auf Kinder, Jugendliche und Familien gerichtet. Vor allem die Kindertauglichkeit ist für Nintendo das allerwichtigste. Nintendo verfolgt mit ihrem Online Modell andere Ziele als Microsoft oder Sony (oder Facebook). Nintendo will keine möglichst große Online-Community aufbauen, sondern Leute zum miteinander Spielen bewegen, die sich persönlich kennen. Miyamoto (oder wars Iwata?) sagte vor einiger Zeit sogar ausdrücklich, dass er keinen Sinn darin sehe, mit wildfremden Menschen online zu spielen, wenn man doch Freunde und Verwandte in naher Umgebung hat.
Diese Denkweise ist der ein Mitgrund für die Freundescodes: Wenn ich jemanden persönlich kenne, dann kann ich gern Codes mit ihm TAUSCHEN. Es besteht kein Grund Einladungen an wildfremde Menschen zu verschicken und auf deren Aktzeptierung zu warten, nur weil man es im Moment eben von Medien wie Facebook her gewohnt ist. Vor diesem Hintergrund finde finde ich diesen Schritt sogar mutig und lobenswert. Ich persönlich bin nämlich ebenfalls kein Freund vom zügellosen „Freunde“-Sammeln, und habe kein Problem damit, jemanden nach seinem Freundescode zu fragen, sollte ich ihn in meine Liste aufnehmen wollen.
Der aber wahrscheinlich wichtigste Grund hinter den Freundescodes sind Kinder. Ein Konsolen gebundener Freundescode macht nämlich einen Schritt hinfällig: Die persönliche Registrierung. Bei den meisten von uns liegt die letzte Konsolen Account Registrierung schon so lange zurück, dass wir kaum mehr an sie denken. Für Xbox Live und das Play Station Network müssen zahlreiche Daten angegeben werden und es entsteht ein rechtsgültiger Vertrag zwischen mir und dem Anbieter. Da ich selber schon älter bin und es bei mir kein Thema war, bin ich mir im Moment gar nicht sicher, ob man als unter 18 jährige Person nicht sogar die Zustimmung der Eltern braucht. Das ist einer der Mitgründe für anonyme Freundescodes: Nintendo will einem 12 jährigen nicht zumuten, seine persönlichen Daten preisgeben zu müssen, um Online Features nutzen zu können. Außerdem wird so die Privatsphäre geschützt, denn man ist mit diesem System quasi nicht auffindbar.
Ich persönlich verstehe das ganze ja, habe aber aus einem ganz anderem Grund ein Problem damit: Einkäufe sind dadurch immer nur an die Konsolen gebunden. Ich bekomme dadurch keine Rechnung, keinen Kaufbeleg und ich habe keine History, die mir meine Transaktionen hinterlegt. Fällt mein Nintendo Gerät in ein Säurebecken, sind (angenommen) 10.000,- Euro, die ich an Downloadtitel gekauft habe, einfach unwiderbringlich verloren. Bei Xbox Live und PSN sind hingegen meine Einkäufe an ein Konto gebunden, und nach einem Säurebecken Unfall kaufe ich mir einfach eine neue Konsole, verknüpfe diese mit meinem Konto und lade mir alle Spiele nochmal runter. Das geht bei Nintendo derzeit einfach nicht, was der Hauptgrund ist, warum ich Downloads auf deren Konsolen bisher vermeide.
Es gäbe aber durchaus eine Lösung: Eine optionale Registrierung. Kinder und Datenschutz Besorgte benutzen Nintendo Geräte online einfach wie bisher, alle anderen können optional ein Konto anlegen, damit ihren Freundescode verknüpfen und ihre Einkäufe bis in alle Ewigkeit vor gefährlichen Säurebecken schützen. Ob so etwas aber mit dem für Mai angekündigten E-Store für den 3DS kommt, bezweifle ich stark. Seufz.
12. – Nintendo macht nur Kinderkram.
Stimmt in etwa. Hauptzielgruppe von Nintendo waren schon immer Kinder, Jugendliche und Familien. Wir, also die Szene der 20-40 jährigen technik affinen Blogger, Podcaster und Internet Junkies, vergessen oft, dass Geräte von Nintendo nicht auf unsere Zielgruppe ausgerichtet sind. Wenn „wir“ also über den 3DS schimpfen und uns wundern, warum er sich trotzdem so gut verkauft, dann ist der Grund dahinter, dass „wir“ nur in unseren Gewässern fischen, und meist kaum Einblick in andere Tümpel haben, in denen „unsere“ Kritikpunkte einfach nicht relevant sind. Umgekehrt bekommt der „normale“ Konsument von dem was wir von uns geben in der Regel kaum etwas mit.
„Nintendo war früher aber kein Kinderkram! Nintendo war früher cool!“ hört man des öfteren. Der einfache Grund dahinter ist, dass wir selbst früher Kinder waren. Damals passte der Style von Nintendo zu uns, wir fühlten uns wohl. Nun sind wir aber gealtert, erwachsen(er) geworden, und haben neue Dinge für uns entdeckt, während Nintendo den Fokus nicht geändert hat und noch immer die gleiche Zielguppe bedient, aus der wir inzwischen hinausgewachsen sind. Das finden wir nun unfair. Und weil wir Nintendo aber trotzdem so gern haben, würden wir halt gerne sehen, dass Nintendo mit uns mitwächst, und endlich mit uns erwachsen wird.
Das wird Nintendo aber vermutlich nie werden, das ist aber auch kein Problem. Wir, die Gruppe der zu alt für Nintendo Gewordenen, haben einen neuen Markt geschaffen, den moderne, „erwachsene“ Spielgeräte wie die Xbox 360, die PS3 und natürlich der PC abdecken.
Nintendo macht also Kinderkram. Ja. Das macht aber nichts, denn wenn dieser von guter Qualität ist, haben alle Alterschichten Spaß daran. Deshalb erfreut sich Super Mario auch über 25 Jahre nach seiner Geburt in allen Altersschichten höchster Beliebtheit.
Und das ist gut so und wird hoffentlich noch lange so bleiben.
Meint Euer ewiger Nintendo-Fanboy
Christian da huma humaldo 🙂
Meine Quellen bezüglich Nintendos Qualitätskontrolle:
[To become an Authorized Developer …] (Offizielle Seite)
[Chaosradio Express 89 – Videospiele] (u.A. Lizensierungs Prozess von Nintendo ab 1983)
[The Expurgation of Maniac Mansion] (Inhaltliche Zensur durch Nintendo)
[Third Party Licensing] (NES @ Wikipedia Engl.) ]
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