3DS XL – Größer ist gröber.
Seit kurzem ist der 3DS XL erhältlich, die erste Hardware-Überarbeitung des vor knapp 1,5 Jahren erschienenen 3D-Handhelds von Nintendo. Wie der Name schon sagt ist die neue Version vor allem eines: Größer. Während das Gerät um etwa 2cm gewachsen ist, sind die Displays sogar 90% größer als beim Original-3DS. Doch ist größer = besser?
Der 3DS XL unterscheidet sich vom Original neben seiner Größe vor allem durch seinen Style: Es sind keine glänzenden Flächen (Außer dem 3D Regler, kurioserweise) vorhanden, auch die Innenseite ist matt-schwarz, egal welche Farbe man gekauft hat. Das Design ist runder und wirkt erfreulich stimmig. Viele fanden ja, der 3DS hätte zu viele Kanten, Linien und Schnörkel. Insgesamt wirkt der 3DS XL mehr nach Plastik als der 3DS, aber in einer guten Art und Weise. Die äußere Oberfläche fühlt sich angenehm glatt und kühl an.
Durch den Größenzuwachs liegt der 3DS XL viel natürlicher und angenehmer in der Hand, obwohl das zusätzliche Gewicht längeres Spielen natürlich etwas anstrengender macht. Die Tasten sind eine Spur größer als beim 3DS, was ebenfalls die Bedienfreundlichkeit steigert. Vor allem die beiden Schultertasten fühlen sich nun viel besser an. Der Stylus ist nun wieder rechts seitlich verbaut und muss nicht mehr Radio-Antennen mäßig auseinander gezogen werden. Ein klarer Pluspunkt.
In ein größeres Gehäuse passt auch ein größerer Akku, der aber auch größere Screens mit Strom versorgen muss. Trotzdem ist die Akkulaufzeit des 3DS XL ein klein wenig besser als die des 3DS. So hielt eine vollständige Akkuladung 13 Stunden durch, wobei das Gerät nie ausgeschaltet, sondern bei Inaktivität nur zugeklappt im Standby war. Von den 13 Stunden wurden 3h 40m mit aktiviertem 3D Effekt, höchster Helligkeit, eingeschalteten WLAN und aktiviertem Sound gespielt. Zum Vergleich: Beim 3DS war nach etwa 3h 30m reiner Spielzeit der Akku leer. Wobei ich persönlich dank der Ladeschale, die beim 3DS XL genau wie ein Ladegerät übrigens nicht beiliegt, seit ich den 3DS besitze noch nie Probleme mit einem zu schnell entleerten Akku hatte.
Die Soundqualität der eingebauten Lautsprecher ist in etwa gleich wie die des originalen 3DS. Weil deren Größe aber etwas geschrumpft ist, scheinen sie jedoch ein klein wenig leiser zu sein. Beim Spielen von Heroes Of Ruin fiel leider auf, dass die Lautsprecher bei lauten Sound Effekten überlasten und zu knacksen beginnen können. Bei allen anderen Spielen trat dieses Phänomen bisher nicht auf.
Doch nun zum wichtigsten Aspekt des 3DS XL: Den neuen Displays. Leider trat hier sofort Ernüchterung ein: Trotz der neuen Größe wirken sie deutlich schlechter als die des alten 3DS. Hier hat Nintendo ganz offensichtlich gespart. Beide Displays haben einen deutlichen Gelbstich, und wirken auch bei voller Helligkeit dunker als beim 3DS. Man gewöhnt sich jedoch sehr schnell daran und während dem Spielen fällt der Gelbstich kaum auf. Auf dem Home-Menü ist dieser aber nicht zu übersehen.
Glücklicherweise spiegeln die Displays nicht mehr so stark, was das Spielen bei hellem Licht deutlich verbessert. Ein relativ dunkles Spiel wie Heroes of Ruin konnte ohne Probleme im Freibad im Schatten gespielt werden. Auch eine Zugfahrt an einem sonnigen Tag stellte kein Problem dar.
Nun zum meiner Meinung nach größten Nachteil des 3DS XL: Die verminderte Pixeldichte. Größere Screenfläche mit gleicher Auflösung bedeutet größere Pixel und ein gröberes Bild. Die Pixel des 3DS XL sind vor allem am unteren Screen deutlich zu sehen und dürften in etwa die gleiche Größe wie die am DS Lite (2006) haben. Wenn man ein durchschnittliches, modernes Smartphone oder Tablet gewohnt ist, und einem ein scharfes Bild wichtig ist, können diese groben Pixel enorm störend wirken. Der obere 3D Screen ist zwar etwas feiner aufgelöst als der untere Touchscreen, trotzdem ist das Bild deutlich gröber und verpixelter. Da spielt sicher der eigene Geschmack mit, aber mir persönlich verdirbt die grobe Auflösung viel am sonst so tollen Gerät. Wenn ich nach einer 3DS XL Session den alten 3DS einschalte, wirkt dessen Display im Vergleich beinahe gestochen scharf. Seufz.
Es lässt sich jedoch auch nicht leugnen, dass Spielen am größeren Display schon großen Spaß macht, auch wenn das Bild gröber erscheint. Ich würde sagen, die Nachteile der gröberen Darstellung und die Vorteile des größeren Displays halten sich in etwa die Waage. Was mich auch schon zum Fazit bringt.
Fazit
Der 3DS XL macht es mir nicht leicht. An den höheren Bedienkomfort, die angenehme und hübsche Verarbeitung, die etwas höhere Akkulaufzeit und die weniger spiegelnden und riesigen Screens gewöhnt man sich verdammt schnell. Die billiger wirkenden, grobpixeligen und gelbstichigen Displays verderben leider wieder viel. Nach drei Tagen intensivem Testen kann ich immer noch nicht sagen, ob ich wirklich meine Daten vom alten 3DS zum 3DS XL übertragen will. Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welches der beiden Teile ich als Hauptgerät verwenden will. Was mich zum Schluss bringt, dass 3DS und 3DS XL gleichwertig sind. Jeder hat seine Vor- und Nachteile, die sich erstaunlich die Waage halten. Wem eine möglichst scharfe Auflösung wichtig ist, der sollte einen Bogen um den 3DS XL machen. Wem dies jedoch egal ist, der wird sicher viel Spaß damit haben.
Update, 03.08.2012
Inzwischen habe ich mich dazu entschieden, meine Daten doch auf den 3DS XL zu übertragen und ihn als Hauptgerät zu benutzen. Der Datentransfer funktionierte reinbungslos und nach etwa einer halben Stunde waren wirklich alle Daten übertragen. Nachdem der 3DS XL eine Woche in meinem Besitz ist, möchte ich ihn nicht mehr missen. Meine oben beschriebene Kritik der groben Pixel ist zu meinem eigenen Erstauenen inzwischen so gut wie vergessen. Spielen mit dem XL macht durch die angenehmere Haptik und die großen Screens einfach Spaß, was die schlechtere Auflösung mehr als wett macht. Sogar das Bedienen des billigen resistiven Touch-Screens mit den Fingern ist jetzt eine richtige Freude. Der beschriebene Gelbstich der Displays ist übrigens wirklich nur im Hauptmenü zu beobachten, in den Spielen selbst war davon nichts mehr zu sehen – reines Weiß ist dort auch reines Weiß.
Kurz: Es war zwar keine Freundschaft auf den ersten Blick, aber inzwischen liebe ich den 3DS XL. Geiles Teil.
PS: Da es im Moment noch keinerlei Zubehör für den 3DS XL gibt, kommt wenigstens meine alte Gameboy Tasche wieder zum Einsatz 🙂
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