Before the Launch.
Der Launch einer neuen Konsole ist für einen Technik-Geek wie mich immer etwas ganz besonderes. Kein Wunder also, dass meine Aufregung über den vorher stehenden Wii U Launch inzwischen fast ihr Maximum erreicht hat. In ein paar Tagen werde ich bereits (insofern Amazon und die österreichische Post mitspielen) im Besitz der neuesten Konsole von Nintendo sein. Allein die Vorstellung daran lässt meine Vorfreude sprunghaft ansteigen – Dabei sollte ich doch eher skeptisch sein, denn die meisten meiner bisherigen Konsolen Launches waren insgesamt doch eher enttäuschend.
Das N64 war die erste Konsole, deren Launch ich bewusst miterlebt hatte, denn mit dem NES, dem Gameboy und dem SNES kam ich eigentlich immer erst einige Zeit nach deren Erscheinen in Berührung. Dem Launch des N64 fieberte ich jedoch jahrelang entgegen, vor allem weil ich während der SNES Zeit zum Magazin-Leser wurde, und mich von diesen enorm auf das N64 hypen ließ. Doch der Hype verpuffte recht bald nach dem Launch. Mario 64 war sehr gut, aber für lange Zeit quasi der einzige für mich interessante Titel. Nach Monaten wurde dann also gemeinsam mit einigen Freunden die schon längst erhältliche Playstation angeschafft – die übrigens ebenfalls sehr sehr lange Zeit keine vernünftigen Titel hatte (Erst Resident Evil rechtfertigte die Anschaffung für mich endgültig).
Auf das Erscheinen des Gameboy Advanced freute ich mich zwar, hatte persönlich aber kaum Erwartungen, deshalb blieb mir dessen Launch als nicht als sonderlich enttäuschend in Erinnerung. Die Playstation 2 kaufte ich mir nicht, deshalb bekam ich deren Launch nur indirekt mit, da einige meiner Freunde enorm davon gehypet waren und sie sich am ersten Tag holten. Doch auch die hochgelobte zweite Playstation hatte nur wenige überzeugende Launchtitel und brauchte enorm lange, bis der Softwarenachschub richtig einsetzte. Zu der Zeit wartete ich hingegen bereits sehnsüchtig auf den Gamecube. Ich klammerte mich an die Hoffnung, dass mein geliebtes Nintendo damit den während der N64 Zeit an Sony verlorenen Boden wieder gutmachen könnte. Das konnte der Gamecube, Nintendos erfolgloseste Heimkonsole, eindeutig nicht. Der Launch war insgesamt schwach, der Softwarenachschub träge, und auch die vielen sehr guten Exklusivtitel konnten den Gamecube nicht davor retten, als Misserfolg zu gelten.
An den Nintendo DS hatte ich überhaupt keine Erwartungen als ich ihn relativ zeitnah zum Release kaufte. Er war für mich lediglich ein interessantes Experiment, das ich mir ansehen wollte. Von Hype keine Spur. Von der Presse und dem Mitbewerb vorerst verrissen, und mit ebenfalls kaum nennenswerten Titeln, kann man auch hier von keinem sonderlich erfolgreichen Launch sprechen.
Ganz anders dann, als die Wii erscheinen sollte. Nintendos diesmal recht geheimnisvolles Zurückhalten der Infos bezüglich des „revolutionären Controllers“, und dann die radikale Neuheit des Konzepts der Bewegungssteuerung packten mich komplett. Ich verspürte einen Hype, wie seit damals beim N64 nicht mehr. Die Wochen und Tage vor Erscheinen der Wii waren hart und lang. Als ich sie dann bereits einen Tag vor dem offiziellen Erscheinen in Besitz nehmen durfte, ging endlich mein Traum eines perfekten Launches in Erfüllung. Ich war begeistert von der Wii Remote, begeistert von Zelda Twilight Princess, begeistert davon, im Wii Shop Kanal klassische Nintendo Games runterladen zu können. Auch wenn sich die Wii insgesamt als eine für Hardcore Gamer zweifelhafte Konsole offenbart hat, ist sie für mich insgesamt die Konsole, deren Launch ich am positivsten in Erinnerung habe. Auch wenn ich mir bereits einige Wochen danach die damals schon seit einem Jahr erhältliche Xbox 360 gekauft habe.
Auf den 3DS habe ich mich auch wirklich sehr gefreut, aber von einem guten Launch zu sprechen wäre pure Übertreibung. So gern ich das Gerät habe, es dauerte einfach zu lange bis die ersten vernünftigen Spiele dafür erschienen. Ähnlich verhält es sich mit der noch recht frischen PS Vita. Diese holte ich mir zwar zum Launch, aber eher wegen Recherchezwecken, und nicht wegen eines persönlichen Hypes. Und dass sich die Vita seit dem Launch bis zum heutigen Tag schwer tut in die Gänge zu kommen, ist bekannt.
Nun erscheint in einigen Tagen also Nintendos neuester Streich, die Wii U. Ich muss sagen, dass ich schon einigermaßen gehyped bin, aber nicht ganz so stark wie damals bei der Wii. Vermutlich weil diesmal kein neues Zelda beiliegt, und ich inzwischen zum etwas vom Überangebot übersättigten Multikonsolero geworden bin – Bis zur Wii war ich ja, mit Ausnahme der gemeinsam mit Freunden gekauften Playstation 1, nur Nintendo treu. Ich versuche diesmal aber bewusst die Vorfreude gering zu halten, gerade weil die Vergangenheit gezeigt hat, dass Konsolenlaunches eigentlich zwangsläufig in die Hose gehen müssen. Aber durch meine Veranlagung als unverbesserlicher Nintendo-Fanboy einerseits, und als Technik-Freak andererseits, fällt mir das echt schwer.
Noch dazu kommt die über allem schwebende Bedrohung, dass die anstehende Konsolengeneration womöglich die letzte im klassischen Sinn sein könnte. Tablets, Smartphones, Smart-TV, Cloud-Gaming etc. sind gerade dabei, unser Verständnis von Multimedia und Gaming für immer zu verändern. Vielleicht werden die Wii U, die nächste Xbox und die nächste Playstation die letzten ihrer Art sein, und deren Nachfolger in fünf, sechs oder zehn Jahren werden kaum mehr mit dem vergleichbar sein, das wir bis heute unter „Spielekonsole“ verstanden?
Angesichts dessen ist es vielleicht doch gar nicht so schlecht, sich vom Wii U Launch ein bisschen mehr hypen zu lassen, als es vernünftig wäre. Vielleicht ist dieser Launch ja der letzte seiner Art. Und Vorfreude ist bekanntlich ja auch die schönste Freude.
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